Inklusionsbetrieb bleibt herausfordernd
Tobias Ludewig (links) und Heiko Weber, Betriebsleiter das Lavie grün in Königslutter. Foto: Lavie
Inklusionsbetrieb bleibt herausfordernd
Wer Besuche macht, bringt Geschenke mit: Dunja Kreiser kündigt in Königslutter Auftrag für Lavie grün an.
Königslutter. Das Beste kam zum Schluss. Als die Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser kürzlich in Königslutter die Lavie Reha GmbH besuchte, ließ sie sich auch über deren jüngste Unternehmung informieren: die Lavie grün, ein Inklusionsbetrieb für Garten- und Landschaftspflege. „Das gefällt mir“, meinte die SPD-Politikerin – und sagte als Gemeindebürgermeisterin der Elmdörfer Evessen, Hachum und Gilzum spontan Hilfe zu: „Da könnten sich ihre Leute doch um unsere Flachsrotten kümmern. Ich melde mich!“
Aufträge wie dieser kommen für den Betrieb wie gerufen, der Mitte 2019 an den Start ging – nicht zuletzt ermöglicht durch eine Projektförderung der Aktion Mensch. Seitdem kämpfte das junge Unternehmen nicht nur mit den Einschränkungen der Corona-Krise, sondern auch mit weiteren Schwierigkeiten, wie Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt erläuterte. „Uns bremsen die langen Antragswege, und gerade für die betroffenen Menschen ist solch unklare Hängepartie sehr belastend.“ Schließlich kümmere sich die Lavie Reha um psychisch kranke Jugendliche und Erwachsene.
Dunja Kreiser verwies auf die jüngste Gesetzeslage, nach der Menschen mit Behinderung der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert werden soll. „Tatsächlich hilft uns das Integrationsamt sehr“, bestätigte die Lavie-Chefin. Doch gerade in wirtschaftlich schwieriger Zeit beendeten viele Betroffene die Zusammenarbeit. Eine Tätigkeit in den Werkstätten sei für sie einfach lukrativer, bis hin zu höheren Rentenbezügen. „Wir sehen da großen und dringenden Änderungsbedarf.“
Über die generell herausfordernde Situation eines Inklusionsbetriebes berichtete Heiko Weber, Diplom-Forstingenieur und Betriebsleiter der Lavie grün. „Wir müssen zum Beispiel damit umgehen, dass Mitarbeiter ganz plötzlich ausfallen können.“ Die öffentliche Hand als Kunde toleriere die daraus resultierenden Verzögerungen. „Privatkunden eher nicht – wir haben dadurch schon Aufträge verloren.“
Auch der Personalbestand sei noch nicht ausgereizt. Im Moment gibt es sechs Mitarbeitende, die Hälfte hat eine Behinderung. „Wir suchen ausgebildete Forstwirte und Landschaftsgärtner, um insgesamt aufstocken zu können.“ Corinna Wollenhaupt hat schon mehrere Personalgespräche geführt. „Aber einen Inklusionsbetrieb als Wirtschaftsbetrieb führen, das ist ein Spagat, den man wirklich wollen muss.“
Dass ein solcher Spagat auch eine höchst befriedigende Seite hat, wurde im Abschlussgespräch mit Tobias Ludewig deutlich. Er gehört schon lange zum grün-Team und hat dabei großes Stehvermögen bewiesen, lobte Heiko Weber. „Ich bin einfach gern in der Natur“, erklärte der junge Mitarbeiter. Im Übrigen empfinde er den Inklusionsbetrieb als gutes Bindeglied zwischen einer Lebenshilfe-Werkstatt und einer Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt, betonte Tobias Ludewig: „Ich bin sehr froh, hier zu sein.“
Wenn alles gut läuft, dürfte er sich bald um die Flachsrotten in Evessen kümmern.