Bekannte Ecken, völlig neu gesehen

Bodo Seidenthal (im Vordergrund) eröffnete die Ausstellung in Vertretung des Bürgermeisters. Dr. Susanne Goering (rechts daneben) und Corinna Wollenhaupt (ganz rechts) freuten sich über regen Zuspruch zur Vernissage im Café „C’est Lavie“. Foto: Regio-Press
 

Bekannte Ecken, völlig neu gesehen

Das Café „C’est Lavie“ zeigt eine Ausstellung: Geglückte Mischung von Fotokunst und Handarbeit.

 

Königslutter. Volles Haus im Cafè „C’est Lavie“ an der alten Stadtmauer (Westernstraße 28a): Zur Vernissage einer Foto-Ausstellung tummelten sich gut 30 Besucher in der gemütlichen Gaststube. Eingeladen hatten Corinna Wollenhaupt als Geschäftsführerin der Lavie Reha gGmbH sowie Dr. Susanne Goering, Leiterin des FrauenKulturMuseums Königslutter.

Genau dort im Museum gab es schon mal eine solche Präsentation mit dem Namen „Königslutter durchs Nadelöhr betrachtet“. Nun also ein zweiter, schaler Aufguss? Keineswegs! „Ein Drittel der damaligen Werke wurde schnell verkauft“, erklärte Dr. Goering. Eine ganze Reihe weiterer Fotos sei nun von dem „Macher-Kollektiv“ neu hergestellt worden – viele sogar eigens mit historischen Motiven rund um das Café.

Und genau das zeichnet die Ausstellung dann auch aus. Es finden sich in den 18 Bildern viele Ecken aus Alt-Lutter, die man so noch nie gesehen hat. Das liegt einerseits an dem sehr persönlichen Blickwinkel der Fotografinnen Ulla Hennecke und Brigitte Laumanns. „Wir sind mal zu dritt durch die Stadt gegangen“, erzählen die beiden von ersten Exkursionen mit einer Freundin: „Es sind an jeder Ecke drei unterschiedliche Fotos entstanden.“

Hauptsächlich verantwortlich für die Verfremdung der Motive ist aber das, was das Duo aus dem FrauenKulturMuseum anschließend mit den Papierabzügen der Fotos machte: Aus den Anfängen gibt es geklebte Auflagen aus Spitze, Wolle oder Geklöppeltem – schließlich haben sich die Künstlerinnen in einem Klöppel-Kursus kennengelernt. Später kamen Glasperlen, Sicherheitsnadeln und sogar leicht abgegriffene „Ereigniskarten“ aus dem Monopoli-Spiel dazu. Alles steht irgendwie in Bezug zu dem Bildmotiv. Alles bricht aber auch die Grenzen der Bilder auf, sogar die Passepartouts und selbst die Rahmen.

Mehrere Fotos des Cafés sind ebenfalls dabei, aufgewertet zum Beispiel durch Kaffeebohnen und Pulver, einmal auch durch ein besticktes Band, auf dem sämtliche Getränkenamen des „C’est Lavie“ zu finden sind: „Durststrecke“ heißt dieses Ensemble originellerweise. Überhaupt sorgen die Titel, die in einer ausliegenden Verkaufsliste zu finden sind, für erhellende Schmunzelmomente.

Corinna Wollenhaupt war begeistert von dieser Mischung aus Fotokunst und Handarbeit: „Es sind alles ganz bezaubernde Exponate.“ Als Bodo Seidenthal in Vertretung des Bürgermeisters die Ausstellung eröffnete, legte er ein besonderes Lob nach: „Wir sind der Lavie Reha dankbar für ihre Aktivitäten in der Stadt und dafür, dass sie dieses Cafè betreibt.“ Seine Anregung, in dem schönen Raum an der ehemaligen Stadtmauer künftig auch musikalische Veranstaltungen zu präsentieren, griff die Geschäftsführerin gleich auf: „Wir werden den Weg solcher Kultur-Veranstaltungen auch künftig weitergehen.“

Das Cafè wird von der Lavie Reha gGmbH betrieben. Diese gemeinnützige Gesellschaft kümmert sich seit 25 Jahren um Jugendliche und Erwachsene mit psychischen Erkrankungen. Das neue Geschäft an der Stadtmauer ist das erste Angebot als „anderer Leistungsanbieter“ im Landkreis Helmstedt. „Menschen, die Anspruch auf Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen haben, können diese Leistung auch durch einen Arbeitsplatz in unserem Cafè in Anspruch nehmen“, erklärte Corinna Wollenhaupt.

Das „C’est Lavie“ ist an drei Tagen der Woche geöffnet (Mittwoch/Donnerstag von 9 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 21 Uhr). Die Ausstellung ist bis Ende März zu sehen.

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November 21, 2023