Neue Zeitrechnung hat begonnen
Koch Andreas Pape neben Laura Apostel. Die junge Frau wechselte kürzlich in das Budget für Ausbildung und lässt sich nun bei Lavie zur ,Fachpraktikerin Küche‘ schulen. Foto: Lavie Reha
Neue Zeitrechnung hat begonnen
Info-Abend über eine Erfolgsgeschichte bei der Lavie Reha. Alternative für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Von Frank Wöstmann
Königslutter. Mit Beginn des vorigen Jahres startete eine neue Zeitrechnung bei der Lavie Reha in Königslutter. Die gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) bewarb sich erfolgreich als „anderer Leistungsanbieter“ (aLa). „Seitdem sind wir schon recht erfolgreich bei Fortbildung und Ausbildung aktiv“, sagt Uwe Rump-Kahl. Der Diplom-Sozialarbeiter verantwortet den Bereich aLa und ist in der Rehaspezifischen Ausbildung tätig.
Im Mittelpunkt der Lavie-Arbeit stehen psychisch belastete junge Menschen. Rund 200 Teilnehmende werden in unterschiedlichen Maßnahmen an den Standorten Königslutter und Braunschweig gefördert. „Zum Start im Januar 2023 hatten wir zwei Teilnehmende im Bereich aLa“, erinnert sich Rump-Kahl. Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich wurden damals auf sechs Plätze und 27 Monate ausgelegt.
Doch das Interesse sei groß an dem neuen Weg, der für Menschen mit Beeinträchtigungen eine Alternative zu den bekannten Werkstätten bietet. Der Lavie-Mitarbeiter will keine Konkurrenz schaffen: „Es handelt sich vielmehr um einen weiteren Baustein der inklusiven Arbeitswelt – ich sehe das eher als Miteinander statt Gegeneinander.“
Und doch hat die Lavie Reha zum 1. Juli 2024 sechs weitere Plätze von der Agentur für Arbeit bewilligt bekommen, und seit dem 1. September wurden zwölf Plätze im Arbeitsbereich vom Land Niedersachsen anerkannt. „Damit haben wir Angebote analog zu einer Werkstatt“, sagt Rump-Kahl. Gleichwohl sei das aLa-Angebot reizvoll, weil es den Menschen im besten Falle eine Beschäftigung sogar auf dem ersten Arbeitsmarkt ermöglicht. „Außerdem bieten wir über das persönliche Budget die Maßnahme unterstützte Beschäftigung an.“
Die aktuelle Bilanz kann sich sehen lassen: „Wir haben bisher elf Teilnehmende aufgenommen, von denen noch neun bei uns sind.“ Ein Teilnehmer musste aufgrund einer zurückgekehrten Depression in eine medizinische Maßnahme außerhalb von Lavie wechseln. Doch der zweite Abgang (Laura Apostel) darf als echter Treffer eingestuft werden: „Wir konnten ihr schon nach kurzer Zeit einen Ausbildungsplatz zur ,Fachpraktikerin Küche‘ vermitteln“, freut sich der Bereichsleiter. Ihren Wechsel in das Budget für Ausbildung wertet er als ersten Integrationserfolg.
Und die nächsten Pflöcke sind auch schon eingeschlagen: „Wir haben mit der Förderschule Rudolf Dießel einen Kooperationsvertrag geschlossen.“ Die dortigen Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen machen künftig bei Lavie ein 14-tägiges Praktikum. „Aktuell haben wir schon zwei Teilnehmende ins Eingangsverfahren und in den Berufsbildungsbereich aufgenommen.“ Die Entwicklung macht ihn sehr stolz. „Viele dieser junge Menschen trugen bisher den Stempel ,nicht arbeitsfähig‘ – aus unserer Sicht ohne Not, obwohl sie häufig einfache Arbeiten in den Betrieben übernehmen können.“ Ihre Zukunft sehe vielmehr recht rosig aus, gerade vor dem Mangel an Arbeitskräften im Handwerk.
Nun geht es um die Angebote für künftige Aspiranten, denn das Team Rump-Kahl plant eine Informationsveranstaltung über die aLa-Vorzüge. „Wir laden am Mittwoch, 27. November, zu Lavie Reha in die Fallersleber Straße 12 ein.“ Um 17.30 Uhr geht es im sogenannten Box-Tempel los. Zielgruppe: Betroffene, ihre Angehörigen sowie Fachleute aus der Region. „Wir müssen unser noch junges Angebot als Alternative zur Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen erläutern“, ist dem Bereichsleiter klar. Gerade in der Startphase erfordere dies einige Erklärungen, denn es gehe um ein großes Ziel: „Immerhin wollen wir mit Eingangsverfahren, Berufsbildungsbereich und Arbeitsbereich die Menschen mit Unterstützungsbedarf qualifizieren, stabilisieren und entwickeln, um sie in Arbeit und Beschäftigung zu integrieren.“
Denn das ist ein großes Plus der Lavie Reha: In den zurückliegenden Jahren hat die gGmbH vielfältige Angebote an Arbeitsbereichen in Königslutter geschaffen. Außerdem gibt es einen großen Pool von Kooperationsbetrieben in der Region. „Wir sehen sehr gute Möglichkeiten, über die Form von betriebsintegrierten Arbeitsmöglichkeiten, dem Budget für Ausbildung und dem Budget für Arbeit neue Beschäftigungsperspektiven zu entwickeln, die auf die Einzelnen zugeschnitten sind.“
Dabei würden die Teilnehmenden ermutigt und gestärkt, Arbeitserfahrungen entsprechend ihren Fähigkeiten zu machen. „Die Schaffung neuer gemeinsamer Arbeits- und Erlebnisfelder für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, sowie Selbstbestimmung sind unsere Ziele.“ Die Umsetzung starte bei Lavie, „doch danach versuchen wir, unsere Teilnehmenden in Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarkts zu vermitteln“.
Aus organisatorischen Gründen ist eine kurze Anmeldung für die Veranstaltung erforderlich unter 05353/987-92 94.
Anderer Leistungsanbieter (§ 60 SGB IX) Lavie Reha gGmbH, das Portfolio:
* Eingangsverfahren/Berufsbildungsbereich (§ 57 SGB IX)
* Arbeitsbereich (§ 58 SGB IX)
* Budget für Arbeit (§ 61 SGB IX)
* Budget für Ausbildung (§ 61a SGB IX)
* Unterstützte Beschäftigung (§ 55 SGB IX)
* Arbeitsassistenz (§ 181 SGB IX)