Erfahrungsberichte dualer Studentinnen
„Stelle gerne jederzeit deine Fragen– das ist wichtig, denn nur wer fragt, kann Neues lernen. Auch ich weiß nicht alles und frage selbst nach, wenn es nötig ist. Genau dieses offene Miteinander möchten wir den Teilnehmenden als Vorbild mitgeben.“ (Aussage meiner Anleitung)
Dieser Satz meiner Anleitung begleitete mich mein gesamtes Studium über und wurde für mich zum Motto meiner Praxiszeit.
Der herausfordernde Start – und warum er sich gelohnt hat
Zu Beginn meines Studiums durfte ich in der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) starten. Klingt erstmal spannend – und das war es auch, aber ehrlich gesagt: Es war auch ganz schön herausfordernd. Nicht, weil mir das Team nicht den Rücken gestärkt hätte; im Gegenteil, ich habe viel Unterstützung erhalten. Die Herausforderung bestand eher darin, all die verschiedenen Aufgaben und Themen miteinander zu verbinden. Ich wollte die komplexen Maßnahmen verstehen, die Krankheitsbilder und die Teilnehmer kennenlernen, den organisatorischen Ablauf überblicken und gleichzeitig die Inhalte meines Studiums anwenden und in der Praxis ausprobieren. Kurzum: Ich habe mir eine Menge auf einmal vorgenommen.
Vielleicht war das ein bisschen zu viel Ehrgeiz – und so setzte ich mich selbst gehörig unter Druck. Doch genau diese Überforderung war im Rückblick lehrreich, denn sie brachte mich dazu, realistischere Erwartungen an mich selbst zu entwickeln und nach und nach in meine Rolle hineinzuwachsen.
Ein Schlüsselmoment: Verstehen durch Erfahrung
Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war eine Begegnung mit einem Teilnehmer, der im Autismus-Spektrum liegt. Wir fragten ihn in unserem Gespräch, was er aus der vergangenen Therapiesitzung „mitgenommen“ habe – seine Antwort: „Mein Portemonnaie und mein Handy.“ Dieser Moment ließ mich innehalten und war für mich im Nachhinein ein Schlüsselerlebnis, das mir ein tieferes Verständnis für das Krankheitsbild Autismus vermittelte. Ich erkannte, wie wichtig es ist, nicht nur die Inhalte über Erkrankungen zu kennen, sondern sie im echten Austausch zu erleben. Gleichzeitig lehrte mich diese Begegnung, achtsamer in meinen Fragestellungen zu sein und meinen Kommunikationsstil zu reflektieren.
Neue Perspektiven im Internat
Nach einem Jahr in der BVB bekam ich die Möglichkeit, ins Internat zu wechseln. Diese Chance habe ich gerne ergriffen, denn sie ermöglichte mir, die Teilnehmenden jenseits der Strukturen und Regeln der Maßnahme kennenzulernen. Im Internat war der Kontakt zu den Teilnehmenden viel intensiver und persönlicher, was mir eine ganz neue Perspektive auf ihre Lebenswelten gab. Hier entstand eine Nähe, die im Alltag der BVB oft nicht möglich war – ich konnte die jungen Erwachsenen auf eine andere Art und Weise begleiten und unterstützen. Es war eine spannende Erfahrung, die mir in meiner zukünftigen Arbeit viel mitgegeben hat.
Ein weiterer Wechsel: Erfahrungen nutzen und Neues gestalten
Nach meinem Jahr im Internat erhielt ich die Möglichkeit, zum „anderen Leistungsanbieter“ zu wechseln. Eine Maßnahme, die sich gerade im Aufbau befindet. Diese Maßnahme von Grund auf mitzugestalten und beim Aufbau aktiv mitzuwirken, war für mich eine unglaublich spannende und lehrreiche Erfahrung. Hier konnte ich auch meine gesammelten Erfahrungen aus der BVB und dem Internat anwenden. Besonders im Umgang mit den Teilnehmenden fühlte ich mich viel sicherer und gefestigter, denn diese Erfahrungen und Kenntnisse, die ich zuvor gesammelt hatte, erwiesen sich als wertvolle Grundlage für die Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden.
Fazit: Große Herausforderung, viel gelernt und immer wieder Neues entdeckt
Mein duales Studium der Sozialen Arbeit bei der Lavie Reha gGmbH hat mir nicht nur fachliches Wissen vermittelt, sondern auch mein persönliches Wachstum gefördert. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, offen zu bleiben und immer wieder nachzufragen, um Neues zu verstehen. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, direkt im Internat zu starten, um zunächst die Arbeit mit den Teilnehmenden intensiver kennenzulernen. So hätte ich einen sicheren Umgang mit den Teilnehmenden festigen können, um anschließend in andere Bereiche (BVB, aLA etc.) zu arbeiten.
Sophia Schubert
Mein duales Studium bei Lavie Reha habe ich über die gesamten dreieinhalb Jahre im Team der rehaspezifischen Ausbildung verbracht. Von Anfang an war ich mittendrin: Bei Einzelgesprächen mit Teilnehmenden und Besprechungen hospitieren, dokumentieren und protokollieren, an großen Rückmelderunden teilnehmen und beim Verfassen der Berichte helfen; aber auch Fleißarbeit wie das Aussortieren und Aktualisieren von analogen und digitalen Unterlagen gehörte dazu. Das war aber erst der Anfang! Mit fortschreitendem Semester bekam ich immer mehr Verantwortung zugesprochen und durfte bald eigenständig mit den Teilnehmenden arbeiten und mich um ihre Anliegen kümmern. Finanzielle Angelegenheiten, Wohnungssuche, Clinch mit anderen Teilnehmenden, Sorge vor der Schule – was es auch war, bald konnte ich (mehr oder weniger) mitreden. Auch die Abstimmung mit der Agentur für Arbeit, einer wichtigen Leistungsträgerin für die Maßnahmen, durfte ich bald immer selbstständiger handhaben.
Zu den größten Meilensteinen meines dualen Studiums bei Lavie gehören zweifellos die ersten „eigenen“ Auszubildenden, die ich in ihrer rehaspezifischen Ausbildung begleiten durfte. Nach und nach konnten sie, und auch ich, die Stützräder ablegen. Plötzlich war ich nicht mehr nur Zuschauerin bei der Entwicklung der Auszubildenden, sondern aktiv in den Prozess eingebunden. Es war faszinierend zu sehen, wie sie sich weiterentwickelten und an Selbstvertrauen gewannen. Gleichermaßen war es lehrreich, wenn es einmal Rückschritte gab und meine Begleitung zunächst einen Weg zur Stabilisierung beinhaltete, bevor an berufliche Wege zu denken war.
Besonders froh bin ich über diverse Krisenbewältigungen, die ich erleben durfte und teilweise meistern konnte. Ob es nun um das Lösen eines Konfliktes oder um eine andere schwierige Phase ging – gemeinsam mit den Teilnehmenden konnte ich insbesondere an diesen Situationen wachsen und eine wichtige Lektion für die Zukunft mitnehmen: In der Arbeit mit Menschen laufen die Dinge selten wie geplant; eine kostenlose Zusatzlektion in Spontanität und Flexibilität war also inbegriffen.
Rückblickend wäre ich mir selbst dankbar dafür gewesen, mir mehr Zeit für die Anwendung von Theorie in der Praxis zu nehmen und nicht von vorne herein alles richtig machen zu wollen. Alles in Allem war mein duales Studium bei der Lavie Reha eine wertvolle Zeit voller Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Erfahrungen und gutem Rüstzeug für meinen weiteren beruflichen Weg.
Johanna Meinecke
Im Oktober 2021 habe ich mein Duales Studium im Bereich Soziale Arbeit angefangen und wählte die Lavie Reha gGmbH als meinen Praxispartner.
Mein Studium habe ich im Bereich der Psychiatrischen Jugendrehabilitation (PJR) als Rehabegleitung gestartet. Hier betreute ich mithilfe des Teams Teilnehmende, die die Rehabilitationsmaßnahme durchlaufen. Als Rehabegleitung bist du die Ansprechperson, wenn die Teilnehmenden bspw. ein Anliegen haben. Mir hat es zuerst sehr gefallen, da ich vorher noch nicht viel mit Sozialer Arbeit zu tun hatte. Ich hatte die Möglichkeit Gruppen im Vormittagsbereich anzubieten. Ich habe Angebote, wie eine Spielegruppe, ein Präsentationsgruppe oder eine Walkinggruppe geleitet, bei denen Teilnehmende, die interessiert und motiviert waren, teilnehmen konnten. Es wird anfangs darauf geachtet, dass auch ein Kollege oder eine Kollegin mit dabei ist, sodass du bestmöglich unterstützt werden kannst. Wenn du dich sicher fühlst, bist du dann alleine zuständig. Du kannst aber immer fragen, wenn du Hilfe brauchst. Mir hat der Austausch mit den Teilnehmenden sehr viel Spaß gemacht. Mehr als die administrative Arbeit im Büro, das heißt bspw. sich mit Anträgen beschäftigen, mit Leistungsträgern telefonieren usw. Ich fand es aber schöner, mit den Teilnehmenden zu interagieren. Ich wollte sie gerne mehr im Alltag kennenlernen.
Was ich sehr toll fand, ist die Möglichkeit im Verlauf des Studiums auch einen anderen Bereich (auch mehrere nach Absprache) kennenzulernen. Hospitieren durfte ich auch in der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) und im Ausbildungsbereich. Ich wechselte nach ungefähr der Hälfte meines Studiums in den Internatsbereich.
Erschreckend waren für mich anfangs die Arbeitszeiten. Als Rehabegleitung arbeitest du nur vormittags. Im Internatsbereich sieht es anders aus. Du kannst vormittags, aber hauptsächlich eher nachmittags eingesetzt werden. Den Nachmittag auf der Arbeit zu verbringen ist im ersten Moment vielleicht nicht das, was man sich vorstellt. Die Teilnehmenden sind nachmittags im Internat und können zu der Zeit am besten betreut werden. Ich habe mich eigentlich recht schnell an diese Arbeit gewöhnt, schneller als in der PJR. Ich sehe die Teilnehmenden mehrere Stunden. Du lernst sie, nach meinem Empfinden viel besser kennen. Vor Allem wenn du erste Schritte in einem sozialen Beruf gehen möchtest. Du kannst viel offener kommunizieren, da du ihnen ganz anders begegnest. Eher offener und freundlicher. In der PJR war es eher förmlicher. Mir liegt dieses ,,Lockere‘‘ mehr, weshalb ich bis zum Ende meines Studiums die Möglichkeit hatte, dort zu bleiben. Du siehst die Teilnehmenden in ihrem ,,zu Hause‘‘. Hier lassen sie sich fallen und können alles rauslassen, was sie im Arbeitsbereich vielleicht angesammelt haben. Du kannst mit ihnen an ihrer Verselbständigung im Alltag arbeiten, gleichzeitig auch an ihrem Selbstwert und sozialer Integration. Es ist sehr abwechslungsreich, denn jeder Teilnehmende zeigt ein anderes Verhalten und hat andere Charaktereigenschaften. Es ist nicht immer einfach zu wissen, wie man in bestimmten Situationen handelt. Du lernst das aber recht schnell.
Ich kann sagen, dass das Team immer versucht zu unterstützen. Egal in welchen Situationen. Du kannst immer Fragen. Es leitet dich immer jemand an und guckt mit dir gemeinsam auf bestimmte Situationen. Ich fühle mich bei Lavie und im Internatsteam sehr wohl, sodass ich nach meinem Studium erstmal noch hier weiterarbeiten möchte und mir diesen Bereich der Betreuung im weiteren Verlauf meines Lebens weiter vorstellen kann.
Xenia Sabirow